"Rheinhessen ist das Land der stillen Stars"
INNOtec: Der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler (rechts) hat sich bei INNOtec Geschäftsführer Siegfried Pieper darüber informiert, wie sich Radauffälligkeiten an Zügen mit Technik aus Rheinhessen auf Bruchteile eines Millimeters genau in Echtzeit am Bildschirm ermitteln lassen.
„Rheinhessen ist das Land der stillen Stars!“, sagt der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler und meint damit solche Unternehmen, die weltweit erfolgreich sind, auch wenn sie kaum bekannt sind. Ein „sehr gutes Beispiel“ dafür sieht Metzler im Eppelsheimer Unternehmen INNOtec Systems GmbH, das er jüngst besucht hat. „INNOtec zeigt, wie hoch das Innovations-Potenzial in kleineren und mittelständischen Betrieben sein kann“, lobte der Abgeordnete und hält es für wichtig, dass die Politik gerade auch hierfür gute Rahmenbedingungen schafft.Für Geschäftsführer Siegfried Pieper bedarf es im Hauptverwaltungssitz in Eppelsheim nur eines Mausklicks und schon flimmern die Livedaten eines Zuges über seinen Bildschirm – zum Beispiel aus dem Mittelrheintal, Berlin, Frankfurt, Stuttgart oder weltweit aus Weißrussland oder China – die INNOtec auf diese Weise buchstäblich „auf dem Schirm“ hat. Die Daten werden in dem Augenblick in Echtzeit übertragen, in dem der Zug über eine der Mess-Stationen fährt, die auf den Gleisen eingebaut sind. Zahlen, Parameter und Grafiken erscheinen dann auf dem Bildschirm, dessen Darstellung den Laien eher an Intensivmedizin erinnert als an Zugtechnik.
„Hier sehen Sie die DNA eines Zuges“, erklärt Pieper, der aus den Daten eine Menge herauslesen kann. Pieper kann beispielsweise sehen wie schnell und wie lang der Zug ist, wie viele Waggons er hat, wie die Lasten verteilt sind, welche Art von Bremsen verwendet werden und – auf diesen Bereich kommt es vor allem an – wie es um die Räder des Zuges bestellt ist. Radauffälligkeiten werden auf Bruchteile eines Millimeters genau in Echtzeit erkannt. So lässt sich beispielsweise feststellen, ob Räder Unrundheiten aufweisen oder aufgeraut sind, was den Lärm im schlimmsten Fall verdoppeln kann. Aber auch, wenn sich die Abnutzungen im Minimalbereich abspielen und mit bloßem Auge nicht einmal von Fachleuten gesehen werden können, kann Pieper die Schwäche schwarz auf weiß nachweisen. Der Zugbetreiber kann die Räder dann früh und kostengünstig austauschen, lange bevor diese noch lauter werden oder die Abnutzung gar eine Unfallgefahr darstellt. INNOtec hilft also vor allem dabei, den Lärm zu vermindern und leistet einen wesentlichen Beitrag zur sogenannten zustandsorientierten Instandhaltung der Fahrzeuge.
An den Mess-Stationen in den Gleisen befinden sich eine Reihe von Spezial-Mikrofonen und Mess-Systemen, die in Echtzeit die Verformung und den Druck auf die Schienen registrieren, während die tonnenschweren Züge über sie rollen. Eines dieser Systeme heißt LASCA und ist eine lasergestützte Radkraftdiagnose. Ein anderes heißt MONI und spielt beim Lärm-Monitoring ebenfalls eine große Rolle. Mit wieder einem anderen System kann selbst bei einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern die Zugnummer erfasst werden. „Wir haben alles selbst entwickelt“, erklärt Pieper. Sein kleines Team besteht aus sechs fest angestellten Mitarbeitern. Ein wissenschaftlicher Beirat, in dem Professoren aus drei Universitäten mitarbeiten, unterstützt die Mannschaft.
Die Systeme aus Eppelsheim sind weltweit im Einsatz, unter anderem in Australien, China, den USA, sowie Staaten des Baltikums und Skandinavien. In Deutschland nutzt nicht nur die Bahn die Technik aus Rheinhessen, sondern es werden damit beispielsweise auch die S-Bahnen in Berlin, Frankfurt und Stuttgart überwacht.
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